Die "Heimholung Jesu ins Judentum"

Die „Heimholung Jesu ins Judentum“

In den letzten zweihundert Jahren kam es innerhalb des Judentums zu einem erstaunlichen Prozeß, den man nicht ganz zu unrecht oft als „Heimholung Jesu ins Judentum“ bezeichnet hat: Jesus von Nazareth, der jüdischerseits lange nur als „Eigentum“ der christlichen Kirchen betrachtet wurde, wird von Juden als Jude und teilweise sogar als jüdisches Glaubensvorbild neu entdeckt und geschätzt. Joseph Klausner, Hans Joachim Schoeps, Schalom Ben-Chorin, Pinchas Lapide, Geza Vermes und David Flusser – um nur einige zu nennen -, sie alle stehen für dieses neu erwachte jüdische Interesse an Jesus. Und das bislang beeindruckendste Zeugnis für diese jüdische Wiederentdeckung Jesu sind immer noch die Worte Martin Bubers, mit denen er sich in seinem Buch „Zwei Glaubensweisen“ zu Jesus, seinem jüdischen Bruder bekennt:

„Jesus habe ich von Jugend auf als meinen jüdischen Bruder empfunden. Dass die Christenheit ihn als Gott und Erlöser angesehen hat und ansieht, ist mir immer als eine Tatsache von höchstem Ernst erschienen, die ich um seinet- und um meinetwillen zu begreifen suchen muss. … Mein eigenes brüderlich aufgeschliossene Verhältnis zu ihm ist immer stärker und reiner geworden, und ich sehe ihn heute mit stärkerem und reinerem Blick als je. Gewisser als je ist mir, dass ihm ein großer Platz in der Glaubensgeschichte Israels zukommt und dass dieser Platz durch keine der üblichen Kategorien umschrieben werden kann.“

Diese bewegenden Sätze Bubers sind sicher kein Glaubensbekenntnis im christlichen Sinn, und doch sind sie ein Bekenntnis, denn hier spricht nicht nur der Religionshistoriker, sondern ein Mensch, der von Jesus von Nazareth existentiell zutiefst betroffen ist. Jesus ist für Buber nicht nur eine wichtige historische Gestalt des ersten Jahrhunderts, sondern eine bedeutende Persönlichkeit der Glaubensgeschichte Israels. Buber bekennt sich nicht im christlichen Sinn zu Jesus als Gott und Erlöser, aber er sieht in Jesus den fast idealtypischen Vertreter der jüdischen emuna (hebr. = Vertrauen), des lebendigen Vertrauens zum Gott Israels. Und gerade so sprengt Jesus alle Kategorien. Sicher gehen nicht alle Juden, die diesem Prozeß der Heimholung Jesu zuzurechnen sind, so weit wie Martin Buber. Aber es ist kaum jemand dabei, bei dem die Beschäftigung mit Jesus ohne innere Betroffenheit abgeht.

Interessant ist übrigens auch die Tatsache, dass diese jüdische Neuentdeckung Jesu nicht mehr nur auf akademische Zirkel beschränkt ist. Pinchas Lapide hat sich einmal die Mühe gemacht, eine Anzahl israelischer Unterrichtsbücher darauf hin zu untersuchen, was sie über Jesus enthalten und wie Jesus dabei wegkommt. Sein Ergebnis ist erstaunlich. Er resümiert, dass nie in der Geschichte jüdische Kinder so viel über Jesus wußten wie jetzt. Und das, was da Kindern und Jugendlichen inhaltlich vermittelt wird, kann trotz aller kritischen Anfragen als ein durchaus sympathisches Jesusbild bezeichnet werden. Sicherlich ist dieser Prozeß einer breiteren gesellschaftlichen Neuentdeckung Jesu erst im Anbrechen, und es darf nicht verschwiegen werden, dass es bei vielen Israelis in dieser Hinsicht immer noch ein großes Wissensdefizit und so manche Vorurteile gibt, aber immerhin, ein Anfang ist gemacht.

Dieser Prozeß der Heimholung Jesu muß einem fast wie ein Wunder erscheinen. Denn wer hätte damit gerechnet, dass Jesus, nachdem er seinem eigenen Volk zunehmend entfremdet wurde, noch einmal einen Weg zurück in seine ureigene Heimat findet? In den ersten Jahrhunderten wurde Jesus von der heidenchristlichen Kirche, die sich zunehmend vom Judentum distanzierte, mitgenommen und damit eben, bewußt oder unbewußt, seinem eigenen Volk weggenommen. Folge dieses im einzelnen äußerst komplizierten Prozesses war jedenfalls, dass Jesus in jüdischer Perspektive zunehmend als ein Fremder erschien, als einer, der zu den Christen gehörte, zu einer fremden Religion, jedenfalls zu „den anderen“, und nicht mehr „zu uns“. Schließlich wurde aus dem Fremden sogar der Feind, da all die Diskriminierungen und Grausamkeiten, die die Juden von den Christen erleiden mußten, im jüdischen Bewußtsein mit Jesus zu einer Einheit verschmolzen. Jesus wurde zu einer Chiffre für Haß und Verfolgung. Der Jude Jesus, das ist das Paradoxe, wurde zum Judenfeind par excellence. Der, der sein ganzes Leben lang Israel geliebt und für Israel gekämpft hat, war – so mußte es Juden erscheinen – zum Feind übergelaufen. Das jüdische Jesusbild der letzten 2000 Jahre ist deshalb auch überwiegend ein negatives. Dort, wo in den talmudischen Schriften auf Jesus Bezug genommen wird – was nicht oft der Fall ist-, wird Jesus häufig als Verführer des Volkes dargestellt. Und in den „Toldot Jeschu“, einer volkstümlichen, sarkastisch-jüdischen Erzählung über das Leben Jesu, die wohl im 10. Jh. entstanden ist, wird Jesus sogar als bösartiger Zauberer charakterisiert, der aus der Verbindung Marias mit einem römischen Soldaten hervorging. Eine Erzählung, die übrigens auch von jüdischen Gelehrten ziemlich übereinstimmend als bösartiges und geschmackloses Machwerk bezeichnet wird. Und eine Erzählung, die vor allem deshalb interessant ist, weil sie sich im Grunde genommen gar nicht gegen Jesus von Nazareth richtet, sondern gegen die Christen, die im Namen Jesu die Juden jahrhundertelang diskriminierten und verfolgten. Man muß sich als Christ schon fragen, wie viel Leid das jüdische Volk von Christen erfahren haben muß, dass ein solch schlimmes Bild von Jesus und Christentum entstehen konnte.

Wie konnte es nun aber überhaupt in der Neuzeit zu dieser überraschenden Wende bezüglich des jüdischen Jesusbildes kommen? Drei Gründe sind dabei vor allem von Bedeutung.

1) Infolge der historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments im Bereich des Protestantismus, die mit der Aufklärung begann, wurde immer mehr deutlich, dass zwischen dem geschichtlichen Jesus von Nazareth und dem vom Osterglauben geprägten Bild Jesu, das uns die Evangelien und Paulus vermitteln, zu unterscheiden ist. Es setzte sich die Einsicht durch, dass die Evangelien keine rein historischen Darstellungen sind, da die Evangelisten Jesus immer schon aus der Perspektive der an ihn Glaubenden darstellen. Dieser historisch-kritische Zugang zum Neuen Testament ermöglichte es jüdischen Gelehrten, zwischen dem historischen, dem jüdischen Jesus und dem christlich interpretierten Jesus zu unterscheiden. So konnte man den historischen Jesus in die eigene, in die jüdische Religionsgeschichte integrieren, ohne dabei den christlichen Glauben an Jesus als Gottessohn und Erlöser teilen zu müssen. Viele dieser jüdischen Forscher waren dabei der Ansicht, dass uns die synoptischen Evangelien noch weitgehnd den jüdischen Urjesus zeigen, während Johannes und Paulus eher den christlichen Glauben an Jesus als Gottessohn bezeugen.

2) Es ist zu bedenken, dass die Beschäftigung mit Jesus in der Zeit vor der Aufklärung meist eine den Juden von Christen aufgedrängte war. So wurden im Mittelalter Rabbiner, um nur ein Beispiel zu nennen, in Streitgesprächen gezwungen, zu Jesus aufgrund der alttestamentlichen Messiasverheißungen Stellung zu nehmen. Die Christen wollten die Juden durch den sogenannten Schriftbeweis davon „überzeugen“, dass Jesus der Messias sei. Es war natürlich immer schon im vorneherein klar, wer bei diese öffentlichen Zwangsdisputationen schließlich recht bekam. So hat man immer wieder versucht, die Juden durch äußeren oder ideellen Druck zu einem Christusbekenntnis zu zwingen. Das Ergebnis war meist nur Ablehnung und Verweigerung. Wie soll sich auch in einer Atmosphäre von Zwang und Unterdrückung eine engagierte Auseinandersetzung mit Jesus entwickeln können? Und so ist es sicher kein Zufall, dass die jüdische Beschäftigung mit Jesus dort beginnt, wo der Zwang aufhört oder zumindest nicht mehr so groß ist. Denn es waren im 18. und 19. Jh. zu einem Großteil Vertreter eines emanzipierten und sebstbewußten Judentums, die die innere Freiheit hatten, sich mit Jesus zu befassen, und die so diesen Prozeß der Heimholung Jesu in Gang brachten.

3) Innerhalb des orthodoxen Judentums war Jesus so verpönt, dass eine positive Beschäftigung mit ihm innerhalb dieser Kreise kaum möglich geworden wäre. Erst als die Aufklärung auch auf das Judentum übergriff (die sogenannte „Haskala“), konnte die enge Haltung der jüdischen Orthodoxie innerhalb des Reform- und Konservativen Judentums überwunden werden. Die meisten jüdischen Jesusforscher des 19. Jhs. stammen deshalb auch aus diesen Reformbewegungen.

Was ist nun charakteristisch für das moderne jüdische Jesusbild? Zuerst ist natürlich zu betonen, dass die einzelnen Darstellungen durchaus unterschiedlich sind, eben der jeweiligen Ansicht des einzelnen Forschers entsprechend. Während die einen zum Beispiel der Überzeugung sind, dass sich Jesus selbst als Messias sah, gehen andere davon aus, dass dies primär christliche Deutung ist, die am historischen Jesus keinerlei berechtigten Anhalt hat. Wiederum andere sehen Jesus als charismatischen Wundertäter analog zu jüdischen Charismatikern oder als einen Gesetzeslehrer, der der pharisäischen Bewegung nahestand. Aber so groß die Unterschiede im einzelnen auch sein mögen, gemeinsam ist sicher allen, dass sie versuchen, Jesus als Juden im Kontext der jüdischen Religionsgeschichte des 1. Jhs. zu begreifen. Und über dieses allgemein-religionsgeschichtliche Interesse hinaus hat Jesus für viele auch eine aktuelle Bedeutung. Das wurde bei Buber bereits deutlich. Aber es trifft eben nicht nur für ihn zu. Joseph Klausner z.B. urteilt über Jesu Ethik: „Doch ist seine Sittlichkeit eine erhabene, gewählter und originaler in der Form als jedes andere hebräische System. Auch seine wunderbaren Gleichnisse stehen ohne Beispiel da. … Und wenn einst der Tag kommen wird, wo diese Ethik die Hülle ihrer mystischen und mirakelhaften Umkleidung abstreift, dann wird Jesu Buch der Ethik einer der erlesenstenn Schätze der jüdischen Literatur aller Zeiten sein.“

Die für uns Christen nun sicher brennende Frage ist, wie wir mit dieser jüdischen Wiederentdeckung Jesu umgehen. Welche Chancen, so möchte ich deshalb genauer fragen, hat dieser Prozeß der Heimholung Jesu ins Judentum für christliche Theologie und christlichen Glauben. Fünf Punkte möchte ich in diesem Zusammenhang benennen:

1) Die Heimholung Jesu ins Judentum als geschichtlicher Prozeß der letzten zwei Jahrhunderte kann uns Christen bewußt machen, dass nur in einer angstfreien und vertrauensvollen Atmosphäre ein positiver jüdischer Zugang zu Jesus möglich ist. Zwang und Druck führten immer nur zu einer Pervertierung des christlichen Zeugnisses und einer verhängnisvollen Verzeichnung Jesu in jüdischer Perspektive. Es ist erstaunlich, dass ein selbstbewußtes und emanzipiertes Judentum, das die aufgezwungene mittelalterliche Gettoexistenz überwunden hat, wie von selbst einen Zugang zu Jesus von Nazareth findet. Der Prozeß der „Heimholung Jesu ins Judentum“, der Christen nur freuen kann, wird deshalb am besten dadurch unterstützt, dass der christlich-jüdische Dialog in einer vertrauensvollen, dialogischen Atmosphäre geschieht, in der Christen das „Realverhältnis des anderen zur Wahrheit“ (M.Buber) anerkennen.

2) Die „Heimholung Jesu ins Judentum“ als Wiederentdeckung des Judeseins Jesu kann uns helfen, die christliche Israelvergessenheit zu überwinden. Denn mit dem Judesein Jesu kommt auch die Erwählung Israels neu in den Blick. Wer das Judesein Jesu entdeckt, der entdeckt auch Israel neu. Es ist nun einmal kein Zufall, dass Gott sich in einem Juden offenbart hat und nicht in irgendeinem anderen Volk. Gott hat Israel erwählt, um ein Segen für die Völker zu sein. In Jesus konzentriert und verdichtet sich diese Erwählung, in Jesus kommt der Segen Gottes zu den Völkern dieser Welt. Insofern ist die Erwählung Jesu keine Zurücknahme der Erwählung Israels, sondern göttliche Bestätigung dieser Erwählung (Röm 15, 7-12).

3) Die „Heimholung Jesu ins Judentum“ als Wiederentdeckung des Judeseins Jesu ist eine Chance, die zutiefst jüdische Substanz des Christentums und damit die tiefe Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum neu zu entdecken. Am 13. April 1986 hat Johannes Paul II in einer viel beachteten Ansprache an die jüdische Gemeinde von Rom gesagt: „Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderern Religion. Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder.“ Diese Worte des Papstes machen in großartiger Weise deutlich, dass der Kern des Christentums zutiefst jüdisch ist und deshalb Judentum und Christentum in einzigartiger Weise miteinander verbunden sind. Es hängt für die Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs viel davon ab, ob diese Einsicht von Christen so verinnerlicht wird, dass hier auf Dauer ein christlicher Bewußtseinwandel eintritt. Gerade die Betonung der Jüdischkeit Jesu kann in eminenter Weise zu diesem Bewußtseinswandel beitragen. Für manche Christen ist es ja schon eine kleine Revolution, wenn man nur andeutet, dass Jesus Jude war und es bis zum Ende seines Lebens blieb.

4) Die jüdische Wiederentdeckung des Judeseins Jesu kann dazu beitragen, die Person und Botschaft Jesu vom frühjüdischen Kontext her besser zu verstehen. Allgemein gesagt: Jesus kann man nur richtig begreifen, wenn man ihn im Zusammenhang mit dem Judentum seiner Zeit sieht. Das kann jetzt nicht im einzelnen ausgeführt werden, aber es versteht sich von selbst, dass man Jesus als historische Persönlichkeit nur innerhalb des damaligen jüdischen Kontextes richtig begreifen kann. Die Kenntnis des Judentums des 1. Jhs. läßt uns erkennen, wo Jesus völlig konform ist mit den Menschen seiner Zeit, wo er eigene Akzente setzte, und wo er, aufgrund seiner besonderen Berufung, vielleicht auch ganz neue Wege beschritt. Je mehr wir vom Judentum der Zeit Jesu wissen, desto differenzierter wird deshalb auch unser Wissen über Jesus.

5) Eine Gefahr des christlichen Glauben besteht sicher darin, die Menschlichkeit Jesu nicht ernst genug zu nehmen. Für manche Christen ist Jesus mehr ein über die Erde wandelnder Gott, dessen Menschsein nur Verkleidung ist, als ein wirklicher Mensch aus Fleisch und Blut. Und dabei geht es um mehr als nur um die richtige Dogmatik: denn dort, wo das Menschsein Jesu nicht ernstgenommen wird, wird auch das Evangelium nicht richtig begriffen. Das Großartige an der Menschwerdung Gottes besteht doch gerade darin, dass nun Gott und Mensch, Gott und Leben nicht mehr länger gegeneinander ausgespielt werden können. Weil Gott das Menschsein bejaht, ist er aus Liebe zu uns Menschen Mensch geworden. Gott will sich inmitten unseres Menschseins verherrlichen, nicht abseits oder jenseits davon. Und die Erlösung Gottes besteht deshalb auch nicht in einer Erlösung vom Menschsein, sondern in einer Erlösung des Menschsein zu mehr Menschlichkeit. Diesen Blick für den Menschen Jesus wieder zu bekommen, dazu kann uns auch die jüdische Wiederentdeckung Jesu helfen. Denn dort wird Jesus als konkreter Mensch, als Jude des 1. Jhs. begriffen. Dass die christliche Interpretation dabei nicht stehen bleiben kann, sondern dass für Christen – solange sie Christen sind – Jesus als Mensch immer auch der ist, dessen Geheimnis in dem lebendigen Gott begründet ist, ist eine andere Sache, die aber jedenfalls keinen Widerspruch zu dieser Neuentdeckung des Menschseins Jesu darstellt.

Dr. Peter Hirschberg

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