Nachfolge

Nachfolge

Jesusnachfolge, das scheint ein klassisches und allgemein akzeptiertes Thema evangelischer Spiritualität zu sein. Doch so sehr die Nachfolge in vielen Frömmigkeitsbewegungen pietistischer Prägung und in manchen theologischen Strömungen des 19. Jahrhundert auch geschätzt wurde, es gab immer auch evangelische Theologen, die ihr gegenüber äußerst skeptisch waren. Sie befürchteten, dass der Wunsch Jesus nachzuahmen – und so verstand man Nachfolge meist –, dazu führt, dass man einem bestimmten Vollkommenheitsideal nachjagt und vergisst, dass wir nicht aufgrund unserer Taten, sondern allein aufgrund der Gnade Gottes gerechtfertigt sind. Ganz unberechtigt war diese Angst sicher nicht, denn manch altkirchliche und mittelalterliche Erneuerungsbewegungen verstanden die Nachfolge tatsächlich in einer sehr rigoristischen und asketischen Weise. Doch wie ist es im Neuen Testament? Wird dort die Jesusnachfolge über den Kreis der ersten Jünger hinaus überhaupt von den später an Jesus Glaubenden gefordert? Und wenn ja, welche Bedeutung kann Nachfolge dann noch haben? Eines ist ja offensichtlich: im wörtlichen Sinn hinter Jesus hergehen, das konnten nur die ersten Jünger und Jüngerinnen.

Nachfolge in den Evangelien
In den Evangelien spielt der Nachfolgegedanke eine prominente Rolle, und dabei geht es eben nicht nur um die Erinnerung an die ersten Jesusnachfolger und an die Ursprungsgeschichte des Christentums. Es geht vor allem darum, die Leser und Leserinnen des Evangeliums zur Jesusnachfolge zu ermutigen. Deshalb erzählen die Evangelisten die alten Geschichten transparent, also so, dass sich die späteren Leser in ihnen wiederfinden können. So wie die Jünger Jesu damals mit Jesus unterwegs waren und mit ihm Erfahrungen machten, die sie veränderten, so – das ist die Meinung – können wir auch noch heute mit Jesus „unterwegs“ sein und uns durch die Gemeinschaft mit ihm verändern lassen. Ein kleines Beispiel soll diese transparente Erzählweise illustrieren:
Markus berichtet (Mk 4, 35-41), dass die Jünger vor Angst umkommen, weil ein Sturm auf dem See Genezareth das Boot fast zum Kentern bringt. Indem er dies erzählt, will er seine Leser und Leserinnen nicht nur an den schrecklichen Sturm von damals erinnern, sondern an all das, was ihnen „heute“ – in ihrer konkreten Lebenssituation – Angst macht und ihr „Lebensschiff“ bedroht. Sie sollen im Kleinglauben der Jünger ihren eigenen Kleinglauben erkennen. Sie sollen mit den Jüngern über Jesus staunen lernen, der völlig ruhig und gelassen schläft, weil er sich der Liebe und Fürsorge Gottes gewiss ist.
Eines ist dabei allerdings ganz wichtig: Es geht den Evangelisten nicht in erster Linie darum, all dies auf einer nur intellektuellen Ebene nachzuvollziehen. Nach dem Motto: Ich durchschaue aufgrund dieser Geschichte meine persönliche Situation und versuche diese nun aus eigener Kraft im Sinne Jesu zu verändern. Wenn wir Nachfolge so verstehen, dann führt sie schnell zu einem gesetzlichen und verkrampften Aktivismus. Das kann so weit gehen, dass wir uns einen Glauben einreden, den wir nicht haben und uns dadurch gewaltig unter Druck setzen. Den Evangelisten geht es um etwas ganz anderes: Sie wollen, dass es in uns zu einer befreienden Erkenntnis kommt. Sie vertrauen darauf, dass uns durch den Text Mut, Kraft und Lebensfreude zufließen, eben genau das, was wir brauchen, um unserem Leben eine neue Richtung zu geben. Aber kann das ein Bibeltext? Nein, das kann er natürlich nicht. Aber der auferstandene und lebendige Jesus, der kann es. Das ist dann auch der Clou. Die Evangelisten rechnen damit, dass Jesus selbst sich ihrer Worte bemächtigt, dass er sozusagen in sie hineinschlüpft, sie (neu) zu seinen Worten macht, um sich uns auf eine ganz persönliche Weise zu schenken, um mit uns in unserer heutigen Wirklichkeit zu kommunizieren. Das könnte am Beispiel unseres Textes so aussehen:
Ich werde still, mache einige Atemübungen, versuche alle überflüssigen Gedanken an Gott abzugeben. Ich bitte Christus, zu mir zu sprechen! In einer solchen aufnahmebereiten Atmosphäre lese ich den Text, vielleicht sogar mehrere Male. Ich versuche mir die Szene vorzustellen, den See, die Angst der Jünger, den ruhig schlafenden Jesus. Plötzlich merke ich, wie Jesus mich in seiner Ruhe beeindruckt. Mir geht auf: Er hat keine Angst, weil er sich in der Liebe Gottes geborgen weiß. Zwischen den Zeilen höre ich, wie er zu mir sagt: „Hab auch Du keine Angst, auch dich will Gott tragen.“ Plötzlich spüre ich: Die göttliche Liebe gilt tatsächlich mir, und es hängt nun alles davon ab, dass ich mich darauf verlasse und in dieser Gewissheit alle ängstlichen und sorgenvollen Gedanken verscheuche, die sich in meinem Leben einnisten wollen. Mit diesem Zuspruch seiner Gegenwart brauche ich keine Angst zu haben, nicht vor dem Vorstellungsgespräch, nicht vor dem drohenden Examen oder dem unvermeidbaren Konflikt mit einem Menschen. Jesus sitzt im Boot meines Lebens. Er stärkt mir den Rücken. Er wird alles zum Guten wenden, wie immer das Gute dann auch konkret aussehen mag.
Diese lebendige Kommunikation mit Jesus kann in der persönlichen Bibelmeditation geschehen, sie kann sich beim Hören einer Predigt ereignen, im Gespräch mit Menschen, aber auch in ganz „weltlichen“ Vorgängen. Es gibt keine „Kleider“, die der lebendige Jesus sich nicht anziehen kann. Aber es ist auch klar: Diese Erfahrung kann ich nicht machen. Ich kann mich nur dafür bereit halten, Gott darum bitten. Aber war das nicht auch schon damals so? Hat Jesus auf jede Frage sofort geantwortet? Hat er jede Bitte der Jünger sofort erfüllt? Nein! Aber im rechten Augenblick, in dem Augenblick, wo seine Antwort etwas im Leben seiner Jünger bewegen und verändern konnte, im Sinn einer heilsamen Erkenntnis, dort hat er geantwortet. Das Warten gehört auch zur Nachfolge. Aber es ist kein Warten auf den St. Nimmerleinstag, und es ist in jedem Fall besser, als etwas künstlich produzieren zu wollen.
Die Überzeugung der Evangelisten ist: Jesus kann uns aus der Bibel heraus entgegen treten, nicht als ob er lebendig wäre, sondern, weil er lebendig ist. Er ist uns dabei immer einen Schritt voraus. Aber wenn wir ihm nachfolgen, wenn wir den Schritt gehen, der jetzt dran ist, dann werden wir auf diese Weise immer mehr in sein Bild hinein verwandelt. Auf diese Weise ermöglichen die Evangelien echte Jesusbegegnung und Jesusnachfolge in der Zeit nach seiner Auferstehung. Sie ermutigen uns, dass wir unser Leben in sein Leben „hineinlesen“ und sein Leben aus der Perspektive unseres Lebens betrachten. Sie verwickeln uns in sein Leben, damit es auf uns „abfärbt“ und wir dadurch neue Menschen werden. Aber was heißt das, ein „neuer Mensch“ werden? Welcher Art ist das Menschsein, in das Jesus uns durch seine Gegenwart in unserem Leben hineinziehen will?

Jesus – der neue Mensch
Das Menschsein, das Jesus uns schmackhaft machen will, ist ein Menschsein, das sich vor allem durch seine Beziehungsqualität auszeichnet. Der Mensch ist in erster Linie ein Beziehungswesen. Er steht in einer Beziehung zu Gott, dem Mitmenschen, sich selbst und der ganzen Schöpfung. Dabei sind diese Beziehungen aufs innigste ineinander verwoben: Wer in der Gottesbeziehung steht, wer sich von Gott im Tiefsten bejaht und angenommen weiß, der hat automatisch auch eine gesunde Beziehung zu sich selbst, kann sich annehmen und bejahen, kann sich an seinem Leben freuen. Wiederum kann nur ein Mensch, der gelernt hat sich selbst zu lieben, auch andere Menschen annehmen und bejahen. Aus der Gottesliebe entspringt letztlich auch eine achtsame und staunende Haltung gegenüber der Schöpfung. Dieses stimmige Menschsein hat uns Jesus vorgelebt. Jesus ist der uns von Gott geschenkte wahre Mensch. Dieses Menschsein soll durch seine Gegenwart auf unser Leben abfärben. Aber noch einmal: Es geht nicht darum, Jesus zu imitieren. Es geht darum, über ihn zu staunen, ihm Raum zu geben, damit die göttliche Liebe, die in ihm Mensch geworden ist, auch zu uns fließen und uns verändern kann. Ich will an einigen Beispielen aufzeigen, wie das konkret aussehen kann:

Die Heilung unserer Selbstbeziehung
Jesu Souveränität und Vollmacht, auch seine einzigartige Freiheit und Unabhängigkeit von Menschen, können einen immer wieder in Bann ziehen. Ist es nicht erstaunlich, mit welcher Freiheit Jesus Menschen die Wahrheit ins Gesicht sagen konnte, wie unabhängig er von den Sympathien und Beifallskundgebungen der anderen war, wie wenig er den Konflikten – auch mit der eigenen Familie (Mk 3,20f) – aus dem Weg ging, wie er selbst noch vor Pilatus, als alle ihn verlassen hatten, Rückgrat hatte und ohne Menschenfurcht die Dinge beim Namen nennen konnte? Wie anders ist das bei uns „normalen“ Menschen. Oft verbiegen wir die Wahrheit, oft sind wir uns und unserem innersten Auftrag untreu. Und das alles nur, weil wir von der Liebe und der Anerkennung der anderen sklavisch abhängig sind bzw. uns davon abhängig gemacht haben. Der Nazarener brauchte diese Formen menschlicher „Anerkennung“ und „Liebe“ nicht, weil ihm die Liebe Gottes genug war. Sie gab ihm die nötige Ichstärke, gab ihm die innere Zufriedenheit und – wenn man so will – auch das innere Glücksempfinden, ohne das kein Mensch leben kann. Jesus brauchte nichts, weil er durch Gott alles in sich hatte. Auch unsere anderen menschlichen Krücken, Prestige, Macht, Einfluss und materiellen Besitz brauchte er nicht. Er hatte es nicht nötig, dadurch ein schwaches Selbstwertgefühl zu kaschieren. Kurz: Jesus definierte sich nicht durch das, was er hatte, sondern durch das, was er war. Er war ein Mensch des Seins und nicht des Habens. Er sah sich im Lichte Gottes, und das, was er in diesem Lichte sah, machte ihn froh und dankbar.
In dieses Menschsein will uns Jesus hineinziehen. Er will uns zu Menschen machen, die zunehmend frei und unabhängig werden, die ihre Meinung ohne Menschenfurcht vertreten, für die Sympathie und Anerkennung immer unwichtiger werden. Das kann freilich nur in dem Maße gelingen, indem Jesu Erfahrung der Liebe Gottes auch unsere eigene Erfahrung wird, indem wir spüren: Gott sagt Ja zu mir, und wenn er Ja zu mir sagt, wenn meine Überzeugungen aus der Gemeinschaft mit ihm erwachsen sind, dann kann ich dazu auch stehen, wenn alle gegen mich sind.

Heilung der Beziehung zu unseren Mitmenschen
Die Gottesbeziehung hat es Jesus nicht nur ermöglicht, sich selbst anzunehmen. Sie hat ihm auch die Kraft gegeben, anderen im Geist der göttlichen Liebe zu begegnen. Es ist das besondere Geheimnis Jesu, dass Menschen von seiner Zuwendung so tief berührt wurden, dass sie darin die göttliche Liebe erfuhren. Viele wurden von ihren Traumata und Verletzungen geheilt. Viele erfuhren Vergebung. Und selbst dort, wo es zu keiner letzten Heilung kam, konnten sie ihr Leben im Licht der göttlichen Liebe besser bewältigen und neu Hoffnung schöpfen. Diese enorme Liebeskraft Jesu ist alles andere als selbstverständlich, vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass Jesus wie kein anderer immer wieder die abgrundtiefe Bosheit der Menschen erleben und erleiden musste. Wie hat er es nur geschafft, am Kreuz auch noch denen zu vergeben, in deren Augen sich nur Hass und Kälte spiegeln? Ich habe keine andere Erklärung als die, dass er es eben doch immer wieder schaffte, zur göttlichen Quellen in sich zurückzukehren, um so durch das unansehnliche Äußere der Menschen „hindurch“ zu sehen. Jesus sah mit den Augen des Glaubens, sah, was einer werden kann, wenn er sich die Liebe Gottes gefallen lässt. Jesus glaubte an die schöpferische Kraft der göttlichen Liebe. In dieser Gewissheit bemühte er sich, das Potential zu erwecken, das in jedem Menschen schlummert. Jesus schickte unablässig Lichtstrahlen aus, in der Hoffnung, dass diese endlich reflektiert würden. Selbst dort, wo er den Eindruck hatte, dass alles in einem schwarzen Loch verschwindet, konnte er nicht aufhören zu leuchten. Vielleicht war es gerade diese Geduld, die ihm den Ruf einbrachte, ein „Freund der Zöllner und Sünder“ zu sein.
Auch in diese Dimension seines Menschseins will uns Jesus hineinziehen. Er will aus uns Menschen machen, die den anderen mit Gottes Augen sehen, die ihn dadurch anders sehen und die durch diesen liebenden Blick dem anderen helfen, sich in die richtige Richtung zu verändern.

Die Beziehung zur Natur
Schließlich zeigt sich das heile Beziehungsgefüge, in dem Jesus lebte, darin, dass er ein Naturmystiker ersten Ranges war. Seine Gleichnisse lassen erkennen, dass die Natur für ihn nicht einfach Natur war, im Sinne von etwas selbstverständlich Gegebenem, sondern die von Gottes Liebe und Herrlichkeit durchdrungene Schöpfung. An ihr kann der Mensch – zumindest der, „der Augen hat zu sehen“ – Gottes Güte und Freundlichkeit ablesen und wieder neu Vertrauen fassen. „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himm¬lischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Matthäus 6,26) Jesus hatte einen Blick für die Schönheit des Seins, weil er selbst ein Mensch des Seins war, und in dem Maße, in dem sein Menschsein auf uns abfärbt, werden auch wir Menschen mit einem wachen ökologischen Bewusstsein.

Im Zentrum steht die göttliche Liebe
Die innerste Quelle eines wahren Menschseins ist die Erfahrung der göttlichen Liebe. Durch sie wächst in uns das Ja: das Ja zu uns selbst, das Ja zum Mitmenschen, das Ja zur Schöpfung. Deshalb sollte unsere wichtigste Bitte an Jesus sein: Nimm uns in deine Gottesbeziehung hinein, damit wir deinen Gott immer tiefer als unseren Gott erfahren, als das göttliche Du, das uns freundlich ansieht und das uns ohne Wenn und Aber annimmt. Nachfolge wird oft mit bestimmten humanistischen Idealen und Inhalten verknüpft, mit denen wiederum meist ein bestimmtes Jesusbild verbunden ist: Jesus, der Anwalt der Armen; Jesus, der Revolutionär; Jesus, der „neue Mann“; Jesus, der exemplarische Jude; Jesus, der Charismatiker; usw. In all diesen Jesusbildern steckt etwas Richtiges, das unserer Aufmerksamkeit würdig ist. Aber noch wichtiger als all diese Inhalte ist die Frage: Wie werden wir Menschen, denen man den Einsatz für solche Inhalte auch abnimmt. An guten Ideen mangelt es ja meist nicht, sehr wohl aber an Menschen, die eine neue Seinsqualität in diese Welt hineintragen. Darum geht es in der Nachfolge Jesu: sich in seinem Sein verändern zu lassen, sich heilen lassen, ein neuer Mensch zu werden. Paulus beschreibt Christus als den neuen Adam, den neuen Menschen, der uns lebendig machen soll: „Der erste Mensch, Adam, ‚wurde zu einem lebendigen Wesen’, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht.“ (1Kor15,45).
In der Nachfolge geht es nicht darum Jesus zu imitieren, sondern darum, in der Gemeinschaft mit ihm das wahre Leben zu entdecken und es Stück für Stück auch zu leben. Menschliches Engagement, die Bereitschaft, sich auf den Weg Jesu einzulassen, gehören unabdingbar dazu. Aber es ist Jesus selbst, der uns in die Nachfolge ruft und der uns im Gehen des Weges Anteil gibt an seiner göttlichen Kraft. Er ist dabei durchaus auch das Vorbild, das uns faszinieren und inspirieren soll, aber alles hängt daran, dass der Funke überspringt, dass er uns seine Liebe mitteilt, dass er uns verwandelt und uns so die Kraft gibt, ihm zu folgen. Jesusnachfolge ist kein Gegensatz zur Gnade. Jesus nachzufolgen ist Gnade.

Dr. Peter Hirschberg

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.

Aktuelles

31. Januar 2022

Jesu Weg und unser Weg - eine Pilger- und Wanderreise auf Jesu Spuren

Sie fahren gerne im klimatisierten Reisebus durch exotische Länder, um nur ab und zu für genau getaktete Besichtigungen auszusteigen? Sie finden es zu anstrengend, sich auch mal selbst auf den Weg zu machen, um im Gehen die Landschaft wirklich unter die Füße zu bekommen und neue Erfahrungen zu machen? Sie wollen alles sehen, was zu sehen ist, auch wenn Sie dabei kaum noch aufnahmefähig sind? Sie interessieren sich für Religion und Theologie, aber haben kein so großes Interesse daran, über Glaubensfragen mit sich selbst oder anderen Menschen ins Gespräch zu kommen? … Wenn das so ist, dann würde ich Ihnen von meiner Pilgerreise nach Israel/Palästina dringend abraten. Im anderen Fall kucken Sie sich mein Angebot gerne mal an …

weiterlesen
5. April 2021

„Das Café am Rande der Welt“ und die Geschichte von den Emmausjüngern

Gestern habe ich ein kleines Büchlein gelesen: „Das Café am Rande der Welt“, von John Strelecky. Ein Bestseller! Deutsche Erstausgabe: 2007. Ich halte die 54. Auflage aus dem letzten Jahr in der Hand. Beachtlich! Wieder mal ein Bestseller, den ich relativ spät gelesen habe.

Wie auch immer. Ich fand das Buch anregend. Nicht so sehr wegen seines Inhalts. Den habe ich einfach schon zu oft gehört und gelesen in der immer inflationärer werdenden Lebensratgeber-Literatur. Er heißt auf den Punkt gebracht: „Lebe dein Leben, und zwar jetzt – und lass dich nicht für blöd verkaufen von denen, die dir durch ihre oft materiellen Glücksverheißungen das Blaue vom Himmel versprechen.“ In diesem Buch wird übrigens sogar ein Kürzel für den Sinn des Lebens gefunden, und das heißt: „ZDE“ = „Zweck der Existenz“. Diesen ganz individuellen „ZDE“ gilt es zu finden und zu leben. Irgendwie natürlich alles richtig, aber auch ein wenig banal, vor allem: wenn das bloß immer so einfach wäre. Viktor Frankl, der bekannte Psychotherapeut aus Österreich, hat sich dieser Aufgabe übrigens schon vor längerer Zeit auf etwas höherem Niveau gestellt. Er nannte das Logotherapie. Eine Therapie, die den Menschen individuell helfen soll, ihren spezifischen Lebenssinn zu finden, also das, wofür sie da sind. Was wiederum eine der drei Fragen ist, mit denen der Besucher dieses eigenartigen Cafés auf der Speisekarte konkfrontiert wird: „Wozu bin ich da?“ Aber lassen wir das! Wie gesagt, was mir gefallen hat, ist weniger der Inhalt. Es ist vor allem die Rahmengeschichte, und die ist folgendermaßen konstruiert:

weiterlesen
13. März 2021

Wie Corona unsere Gesellschaft verändert

Ich erinnere mich noch an die Zeit vor einem Jahr. Frühling 2020! Damals war Corona für uns alle noch Neuland. Neben allem Schlimmen, das wir erlebten und wovor wir Angst hatten, gab es auch einen leisen Optimismus. Viele hofften, dass durch die Pandemie auch Positives in Gang kommen würde. Covid-19 galt als Augenöffner. Der „Brennglaseffekt“ war in aller Munde. Bernd Ulrich schrieb in der Zeit (20.05.):
„Corona ist nicht die Mutter aller Krisen, noch weniger stellt sie die größte Gefahr für die Menschheit dar (das ist und bleibt das ölologische Desaster, das sich mit wachsendem Tempo vollzieht), Corona ist aber vielleicht die aufklärerischste Krise, weil sie die Welt so verlangsamt hat, dass man ihre Bewegungsgesetze besser verstehen kann.“

weiterlesen